Krippen bauen ist mehr als geschickter und kreativer Umgang mit Holz, Krippenmörtel und Farbe. Wer eine Krippe gestaltet, verkündet eine frohe Botschaft, ein Evangelium, das auch die Menschen von heute berührt.
Große und kleine Krippenbauer erzählen von Gottes Zärtlichkeit, vom Schöpfer des Alls, der sich zu uns hernieder begibt und uns in Jesus einen Bruder schenkt, so Papst Franziskus in seinem Schreiben „Admirabile signum“ vom 1. Advent 2019 über Bedeutung und Wert der Weihnachtskrippe. Der Papst deutet die Krippe von seinen franziskanischen Ursprüngen her als Einladung und Appell, Jesus in den bedürftigsten Brüdern und Schwestern zu begegnen. Gott zeigt sich in einem neugeborenen Kind, das in einem Stall geboren und in eine Futterkrippe gelegt wird. Hirten, Menschen am Rand der Gesellschaft, folgen voller Freude dem Ruf des Engels und werden Zeugen der Menschwerdung Gottes.
Motiv von Krippenbauern ist nicht nur die Geburt in Bethlehem, sondern, der Erzählung der Evangelien folgend, auch die Verkündigung an Maria, der Besuch bei Elisabeth, die Volkszählung, die Herbergssuche, die Huldigung der Sterndeuter (Könige), die Flucht nach Ägypten und die Darbringung im Tempel. Die Volksfrömmigkeit hat diese Erzählungen in Brauchtum, in Liedern und Theaterstücken ausgeschmückt und dramatisiert: Maria durch ein Dornwald ging, Wer klopfet an?, Heilige Nacht von Ludwig Thoma, um einige Beispiele zu nennen.
Ich habe die Herbergssuche nach Franken verlegt. Maria und Josef sind nach langem Fußmarsch erschöpft. Maria braucht dringend eine warme Unterkunft, um sich auszuruhen, sie ist hochschwanger, ihre Niederkunft steht unmittelbar bevor. Doch das Schild „Zimmer frei“ am Gasthaus Zum Stern trügt. Das Zimmer ist für Arme nicht vorgesehen, der Wirt weist die zwei barsch ab und seine Frau beschimpft – nach Ludwig Thoma – von oben die angeblichen Verwandten. Aber der Stern, dem die Könige folgen, bleibt über dem Gasthaus stehen. Im Stall, neben Ochs und Esel, erblickt der Messias, der Retter, das Licht der Welt. Johannes schreibt im Vorwort seines Evangeliums über das Kommen Jesu: In ihm war Leben und das Leben war das Licht der Menschen (Joh 1,5). Die beiden hebräischen Buchstaben im Stern des Auslegers formen das Wort „Chai“, das bedeutet „Leben“.
Die vergebliche Herbergssuche ist auch eine Anfrage an alle Menschen guten Willens, wie sie mit Flüchtlingen und Obdachlosen umgehen, aus Moria oder woher auch immer: „Ich war fremd und obdachlos, und ihr habt mich aufgenommen, ich war nackt, und ihr habt mir Kleidung gegeben (Mt 25).
Papst Franziskus schreibt: Durch die Geburt in der Krippe beginnt Gott selbst die einzig wahre Revolution, die den Enterbten und Ausgeschlossenen Hoffnung und Würde verleiht. Die Revolution der Liebe, die Revolution der Zärtlichkeit.
Wolfgang Seitz, Lehrer im Ruhestand, Theologe, Hobbybastler, von den herzogenauracher Krippenfreunden für den Krippenbau begeistert und mit Rat und Tat unterstützt.